Nationalpark Patvinsuo
Kategorie: Drei Bären
Sind Sie schon einmal über ein offenes baumloses Moor gewandert? Freie Sicht, endloser Horizont, grandiose Landschaft. Schon allein deswegen ist Patvinsuo einen Besuch wert.
Zu jeder Jahreszeit ist das Moor anders gefärbt, hier und dort erheben sich fichten- und kiefernbestandene Anhöhen, gesprenkelt ist es von kleinen Flüssen, Bächen und Teichen, alle von einem schmalen Gehölzband gesäumt.
Es heißt, die Finnen – vor allem die Städter unter ihnen – haben Angst vor Mooren und Sümpfen. Diese ist aber völlig unbegründet. Der Sumpf verschlingt niemanden. Trotzdem sollte man seine Route mit Bedacht wählen, dann kommt man viel leichter voran, weil man nicht ständig irgendwelche Umwege zu machen braucht: Offene Gewässer überquert man auch im Sumpf nicht trockenen Fußes.
Gerade in Patvinsuo gibt es ein vorzügliches Netz von markierten Wanderwegen. Und über alle feuchten Stellen führen Bohlenstege, sodass man außer zur Schneeschmelze im Frühjahr mit Wander- oder sogar Turnschuhen auskommt. Zum Verweilen laden Zeltplätze und Feuerstellen in passenden Abständen. Und es gibt auch drei Vogeltürme.
Aufeinandertreffen von nördlicher und südlicher Natur
Im diesem nördlich vom inselreichen Koitere, an der Grenze zwischen Ilomantsi und Lieksa gelegenen Nationalpark treffen nördliche und südliche Naturcharakteristika aufeinander. Das sieht man am besten in den Moorgebieten. In Patvinsuo gibt es sowohl für den Süden typische Regenmoore als auch Aapamoore, wie sie für den Norden charakteristisch sind. Am häufigsten trifft man hier aber auf Bruch- und Flarkmoore.
Weil ein Regenmoor zu den Rändern hin abfällt, bekommen die höheren Gebiete in seiner Mitte nur bei Regen Wasser und sind deshalb ziemlich karg bewachsen. Im Aapamoor hingegen liegt die Mitte tiefer als die Ränder, sodass es ständig von Schmelz- bzw. Regenwasser durchgespült und mit Nährstoffen versorgt wird. Hier wachsen Wollgras, Molte- und Moosbeeren, in den Regenmooren wiederum Riedgras und Rasenbinse. Ein heißer Tipp: Wenn die Molte- und Moosbeeren reifen, ist der größte Teil der Aufenthaltsbeschränkungen des Parks nicht mehr in Kraft, so dass Wanderer hier bei Bedarf auch ganz leicht viele dieser leckeren Beeren sammeln können.
Zur Vielgestaltigkeit der Moorlandschaft im Nationalpark Patvinsuo tragen auch noch die kleinen Hangmoore an den Höhenzügen bei.
Wilde Seenlandschaft und weiße Sandstrände
In Patvinsuo gibt es aber nicht nur Moore. An den Ufern des Einödsees Suomunjärvi im Norden des Nationalparks bekommt man das Gefühl, eine völlig andere Welt zu betreten, eine Welt mit herrlichen Sandstränden, lichter Kiefernheide, in den Seen ragenden spitzen Landzungen und unzähligen Inseln.
Der Nationalpark ist jetzt unbesiedeltes Gebiet, aber auch er könnte von vielen Menschenschicksalen erzählen. Die Halbinsel Kuikkaniemi am Suomunjärvi war schon im 17. Jahrhundert besiedelt. Heutzutage findet man an ihrer Spitze eine unbewohnte Hütte namens Savupirtti, die Ende des 19. Jahrhunderts für Fischer gebaut wurde. Der Schleppnetzzug spät im Herbst war für die Bewohner der umliegenden Dörfer immer ein großes Volksfest.
Im 19. Jahrhundert wurde der Forsthof von Suomunjärvi gegründet. Sein heutiges Hauptgebäude, das Naturzentrum Suomu, stammt aus dem Jahr 1953. Die vor ihm aufragende alte Kiefer ist ein heiliger Baum, ein Gedenkbaum für die Försterfamilie, aus dessen Rindeneinritzungen sich u.a. die Todesjahre der Söhne des ersten Försters, 1875 und 1895, entziffern lassen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde im Gebiet des heutigen Nationalparks Holz für die damals mit Holzvergasern ausgestatteten Fahrzeuge verkohlt. Aus dem Koitere hat man Limonit bzw. Brauneisenerz geborgen, an seinen Ufern wurde Holzteer produziert und im ganzen Gebiet wurde in umfangreichem Ausmaß Holz gefällt. Nach dem Krieg wurden in der Gegend viele Frontsoldaten und Vertriebene aus Karelien angesiedelt, aber ihre Höfe sind jetzt alle verlassen. Die meisten ihrer Bewohner zogen in den 1960er Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben nach Schweden.
Größter Nationalpark im südlichen Finnland
Als größter Nationalpark im südlichen Finnland verfügt Patvinsuo über ein so ausgedehntes Netz von Wanderwegen, dass es auch auf einer einwöchigen Wanderung immer wieder etwas Neues zu sehen gibt. Wer nicht so viel Zeit investieren möchte, dem stehen drei, von ihrer Natur her unterschiedliche, 3-5 km lange Rundwege zur Auswahl: Mäntypolku, Lakkapolku und Kuusipolku, sowie der 15 km lange Rundweg Suomun kierto.
Im Winter findet man im Nationalpark zwar keine Loipen, doch die ausgedehnten, flachen Sumpfebenen eignen sich hervorragend für Offtrack Cruising, im Winter durch tiefen Schnee und im Vorfrühling auf der Schneekruste.
Die Feuerstellen und Waldbiwaks an den sommerlichen Wanderwegen können auch im Winter benutzt werden. Im Frühwinter sind auch die Sumpfgebiete zugänglich, deren Betreten im Frühjahr (ab Anfang März!) und Sommer zur Vogelbrutzeit verboten ist.
Patvinsuo kurz und bündig
Lieksa und Ilomantsi, Provinz Karelien
Fläche 105 qkm
Gründungsjahr 1982
Weitere Informationen:
www.nationalparks.fi/en/patvinsuonp
Anfahrt:
Von der Via Karelia (Straße 522) rechts in die Straße 5202 Richtung Kivilahti abbiegen und nach knapp 20 km links in die, auch im Winter geräumte Straße Suomuntie, die zum Parkplatz am Naturzentrum Suomun Luontotupa führt.
Dienstleistungen im Nationalpark Patvinsuo
Das Naturzentrum Suomu ist im Sommer geöffnet. Tel. +358 13 54 85 06
Naturzentrum Ukko in Koli
Ylä-Kolintie 39
FI-83960 Koli